Die Religion der Katharer |
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Der Katharismus
ist nichts weiter als eine christliche Religion, die sich
auf das neue Testament beruft. Heute scheint es, daß man die Ursprünge des Katharismus in verschiedenen Strömungen des Urchristentums suchen muß. Gewöhnlich wird das Wort "Katharer"
vom griechischen "katharos", das rein bedeutet
abgeleitet. Diese Bezeichnung wurde von den Katholiken
mit abfälligem Unterton gebraucht und ihr damit die
Bedeutung "Hochmütige, die sich rein nennen"
gegeben. Eine weitere Ableitung aus dem lateinischen Wort
"catus" (Katze) und dem althochdeutschen Wort
"Ketter" (Ketzer) war im Mittelalter ebenfalls
gebräuchlich. In der Tradition des Mittelalters
symbolisiert die Katze sehr häufig den Teufel, eine
weitere Möglichkeit durch Verleumdung eine Religion zu
bekämpfen. Die Katharer können sich nicht vorstellen, daß ein einziges Wesen sowohl das Reich des Lichtes, wo das Böse nicht vorhanden ist, als auch die vergängliche Welt, in der sie leben und das Böse herrscht, hervorbringen kann. Deshalb ist für sie Gott ausschließlich im Guten allmächtig, seine Allmacht ist durch seine unendliche Güte begrenzt. Das unabhängige und gegensätzliche Schöpfungsprinzip für die Welt, in der das Böse waltet, wird von dem Fürst der Finsternis vertreten. Allein durch die Feuertaufe, die
Christus seinen Aposteln gespendet hat, erlangt man nach
dem Ritus der Katharer das Heil durch Erkenntnis. Das
Heil besteht darin, die Seele aus ihrem körperlichen Gefängnis
zu befreien und ihr zu helfen, ihren Platz bei Gott
einzunehmen, indem die ursprüngliche Einheit von Seele
und Geist wiederhergestellt wird, die die Menschen durch
Satans Herausforderung verloren haben. Diese
Wiedervereinigung ist nur möglich, wenn die Seele Zugang
zur Erkenntnis, die den Menschen von Christus offenbart
wurde, gelangt.´ Die Vollkommenen, egal welcher
Herkunft oder Geschlecht, leben in Arbeitsgemeinschaften.
Die Männer ziehen zu zweit, predigend und Beitrag
spendend, durch die Gegend. Ihre Regeln gleichen sehr
strengen Ordensregeln. Sie essen kein Fleisch, da in den
Tieren eine Seele auf Offenbarung warten könnte (Reinkarnation).
Der Geschlechtsverkehr ist untersagt, da er die Befreiung
der Seelen aus ihrem irdischen Gefängnis herauszögern würde. Es gibt keine Gottesdienste, keinen Tempel und kein Kirchengebäude in der Kirche der Katharer. Sie ist rein geistig. Es finden einfache öffentliche Zermonien in Handwerksstätten, Privathäusern oder in freier Natur statt. Die Kirche der Katharer ist in Diözesen aufgeteilt, ein gemeinsames Oberhaupt gab es wahrscheinlich nicht. Fünf Diözesen sind es in Okzitanien: Agen, Albi, Carcassonne, Toulouse und Razès. Jeder Diözese steht ein Bischof vor, der von einem "Älteren" und einem "Jüngeren Bruder" unterstützt wird. In der Hierachie folgen die Diakone, die für einen Teil der Diözese verantwortlich sind und danach die Gemeinschaften der Vollkommenen. Die Masse der Gläubigen bildet die Basis der Gesellschaft der Katharer. Der von Papst Innozenz III. gepredigte Kreuzzug, der Okzitanien Anfang des 13. Jahrhunderts verwüstete, hatte zum Ziel die Häresie in diesem katholischen Land auszurotten und die Einheit der Kirche Roms wiederherzustellen. Er hatte, was die religiöse Zielsetzung anbelangt, nicht die erwarteten Ergebnisse gezeigt. Der Katharismus konnte sich, trotz der zahlreichen schweren Niederlagen, weiter ausbreiten. Rom schuf die Inquistion, die bald außerordentliche Erfolge verbuchte. Der Katharismus in Okzitanien, der als erster den Verhören, Unterdrückungen, Folterungen und Scheiterhaufen ausgeliefert war, ging nach und nach unter. Der Rückzug der Katharer in den Balkan über Norditalien begann. Viele der Häretiker haben sich in den zahlreichen Dissidentenbewegungen wiedergefunden, die im 16. Jahrhundert die Reformation hervorgebracht haben. |